Review HD PENTAX-D FA★ 85mm F1.4 ED SDM AW

Full Disclosure: Erst einmal vielen Dank an Pentax, die mir dieses Objektiv exklusiv und als Super-Early-Bird zur Verfügung gestellt und mir damit ermöglicht haben, einen Vorab-Test zu machen - was nicht heißt, dass dieser Bericht in irgendeiner Weise gesponsert ist. Ich nutze in meinem Arbeitsalltag als Selbstständiger, in meiner Werbeagentur ideas that matter, die Pentax K1 vorwiegend kommerziell bei Portrait, Produkt sowie Reportage Jobs.

Aber genug zu mir, kommen wir zum echten Star des Reviews, dem HD PENTAX-D FA★ 85mm F1.4 ED SDM AW. Ich muss dazu sagen, dass ich ein Preproduction-Model von Pentax bekommen habe und dass sich das finale Model noch minimal unterscheiden kann.

Bitte erwartet hier keine wissenschaftliche Abhandlung über Linienpaare, chromatische Aberration, Bokeh Bubbles und ähnliches. Ich halte es mit Objektiven und Kameras wie mit der Musik: Wenn es nicht rockt, dann rockt es nicht und wenn es nicht gut aussieht, taugt es nicht.

Der erste Eindruck, nachdem ich den Karton geöffnet hatte, war – „OMG, das Ding ist riesig!“ – und das ist keine Übertreibung. Ich bin von jeh her ein Prime-Only-Shooter und an die FA limited Objektive von Pentax gewöhnt. Die großen Zooms liegen meist wie Blei im Schrank, so dass eine Optik mit diesem Ausmaß für mich eher gewöhnungsbedürftig ist.

Mit Vertikalgriff und 2 Akkus bringt die Combo über zweieinhalb Kilo auf die Waage, was schon mal ein Statement ist. Das und die Größe machen unauffälliges Arbeiten eher schwierig. Also für Street ist dann doch eher eine Ricoh GR3 angesagt, die man locker in der Gegenlichtblende des 85ers spazieren tragen kann.

Wenn man sich an das Gewicht gewöhnt und die Angst, eine 2.000 € Linse, die einem nicht gehört, zu ruinieren, abgelegt hat, liegt die Kamera-Objektiv-Kombination wirklich gut in der Hand. Für die Balance ist der Vertikalgriff eine gute Option. Die Verarbeitung ist über alle Zweifel erhaben.

Kommen wir zu den wichtigen Dingen, was kommt letztendlich hinten raus. Ich konnte in den vergangenen Wochen ein paar Dinge testen, ausprobieren und mich an das Handling gewöhnen. Neben den Testschüssen war das Objektiv letzte Woche auch mit an der Nordsee, auf Juist, bei einer kommerziellen Produktion und musste beweisen, dass es zuverlässig sehr gute Ergebnisse abliefert. Dank Weather Sealing auch bei Regen und rauem Küstenwind. 

Eins vorweg, das Objektiv hat nicht enttäuscht, es hat wirklich begeistert.

Aber von Anfang an. Ich musste das 85er erst einmal kalibrieren. An beiden K1 mark 1 waren es dann +3, die zu durchweg guten Ergebnissen geführt haben. Das Fotografieren mit Offenblende ist eine Freude. Das Objektiv ist scharf - von f1.4 an, ohne Einschränkungen. Was einem als allererstes auffällt, ist die Tatsache, dass man wirklich exakt arbeiten muss. Die Tiefenschärfe ist so gering, dass man auch bei größerem Subjektabstand aufpassen muss, wo man seinen Fokus hinlegt. Hier wünschte ich die K1 hätte einen noch kleineren zentralen Fokuspunkt. Mal sehen was der Nachfolger hier bringt. Aber das Gejammere findet auf sehr hohem Niveau statt.

Aber lasst uns ein wenig Bilder im Detail anschauen...

 

Nachts im Regen:

DFA* 85 1.4 Vergleichsaufnahme f1.4 und f8 auf dem Flugfeld in Böblingen

Keine große Kunst, aber ich musste in der ersten Nacht unbedingt raus, um die ersten Aufnahmen machen. In Böblingen habe ich die Kamera auf das Stativ gepackt und einmal quer über das Flugfeld geschossen. Auf dem Beispielbild seht ihr einen 1:1 crop aus dem Motiv links. Auffällig ist hier die sehr hohe Auflösung schon bei f1.4 - Die Aufnahme mit Blende 8 ist ein wenig schärfer und hat besseren Kontrast. Die Unterschiede sind alles in allem aber nur marginal.

Die hochaufgelösten Bilder vom Flugfeld findet ihr hier 



Farben:

Pentax DFA* 85 1.4 Testbild Mohnblumen

In Kombination mit der K1 produziert das DFA* 85 1.4 wundvolle Farben und Kontraste. Es bildet ein klein wenig wärmer ab, als das FA 77. Die Mohnblumen sind im DNG-Format fotografiert und direkt aus Lightroom, ohne Anpassungen, exportiert.

Mehrere hochaufgelöste Bilder der Serie inklusive EXIF-Informationen findet ihr hier 

 

 

Portraits:

Bei meinen Tests mit dem DFA* 85 habe ich das Hauptaugenmerk auf Portrait- und People-Shots gelegt. Ich habe mehrere Serien mit unterschiedlichen Setups geschossen. Im Studio, mit einfachem 2 Lampen-Setup, auf der Straße mit Blitz und natürlichem Licht. Die 85mm liegen genau in meinem bevorzugten Brennweitenbereich für Portraits.

 

Lea:

Pentax DFA 85 - Portrait Lea Burger - Stephen Obermeier

Die Portraits von Lea sind allesamt mit Blende 1.8 fotografiert (Beautydish frontal oben / Key rechts von der Kamera hinter ihr). Mir gefällt hier der sanfte Schärfeverlauf, der nicht zu aprubt abfällt. Die Detailauflösung ist herausragend und die Zeichnung das sauberste, was ich bisher mit einer Pentax K1 erzielen konnte.

Pentax DFA* 85 1.4 - Portrait Lea Burger- von Stephen Obermeier

Diese Bilder und 2 weitere Beispiele von Lea können hier in voller Auflösung heruntergeladen werden.

 

Hristina:

Pentax DFA* 85 1.4 - Portrait Hristina- von Stephen Obermeier

Für die ersten Bilder mit Hristina sind wir in eine ruhige Unterführung in Stuttgart Mitte gegangen. Das Setup war denkbar einfach mit einem externen Blitz. Die Unterführung ist sehr schlecht beleuchtet, was den Autofokus aber in keinster Weise aus dem Tritt brachte. Der Autofokus des 85er ist wirklich schnell - gefühlt auf ähnlichem Niveau wie das DFA* 50 1.4.

Pentax DFA* 85 1.4 - Portrait Hristina- von Stephen Obermeier

Wir hatten Glück, denn die Straßen waren voll, aber die Passage völlig leer. Im Stuttgarter Königsbau lässt sich schön illustrieren, wie wunderbar das Objektiv freistellt. Beide Motive mit Blende 2.0 - Das rechte der beiden Bilder sieht schon fast künstlich aus, wenn man so nah am Model dran ist und der Hintergrund sich in der kompletten Unschärfe auflöst. Das Bokeh ist dabei nie nervös sondern weich und regelmäßig und lenkt so nicht vom Motiv ab. 

Pentax DFA* 85 1.4 - Portrait Hristina- von Stephen Obermeier

Beide nachfolgenden Bilder sind mit Blende 1.4 fotografiert - Die Details sind kristallklar. Keine Farbsäume, kein Glühen, sehr guter Kontrast. Alles auf absolutem Topniveau.

Pentax DFA* 85 1.4 - Portrait Hristina- von Stephen Obermeier

Die Bilder von der Session mit Hristina findet ihr hier in voller Auflösung

 

 

Thomas:

Auf Juist konnte ich von meinem Kreativkollegen Thomas ein paar Portraits schießen. Für die Aufnahmen war noch ein Blitz, links von der Kamera postiert, mit dem nur ganz dezent aufgehellt wurde. An Thomas' Wimpern kann man ganz gut erahnen, wie viel Potential noch in dem 85er steckt. Die 36 Megapixel der K1 sind sicherlich nicht das Maximum dessen, was das Objektiv aufzulösen vermag. Hallo Pentax! Wann kommt ein 60 Megapixel Fullframe Body??

Pentax DFA* 85 1.4 - Portrait Thomas Geiger - von Stephen Obermeier

Pentax DFA* 85 1.4 - Portrait Thomas Geiger - von Stephen Obermeier

Die Bilder dieser Session findet ihr hier.

 

 

FAZIT

Nachdem ich alle Scheu abgelegt hatte, habe ich mich ziemlich schnell in das 85er verliebt. Die Detailauflösung, der Kontrast, das Verhalten auch unter schwierigen Lichtbedingungen macht das DFA* 85 zur ersten Wahl für ein kurzes Tele. Eine perfekte Portraitlinse, die den Fotografierten gut aussehen lässt - Es zeichnet allerfeinste Details ohne überscharf zu wirken wie bei einem 100er Macro, das viele gerne als Portraitobjektiv verwenden, wovon ich allerdings nicht all zu viel halte. Der Schärfeverlauf ist butterweich. Das Bokeh ist wie immer Geschmacksache und es gibt kein gutes oder schlechtes. Es gefällt oder es gefällt nicht. Für Naturfotografen ist die Schärfe, schon ab Blende 1.4 eine Reserve die wirklich genutzt werden kann.

Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil bietet die 1.4er Offenblende auch beim Fokussieren. Ich konnte bei wirklich miserablen Lichtverhältnissen absolut zuverlässig fokussieren. Ich gebe hier allerdings zu, dass ich nur den zentralen Fokuspunkt verwende. Ich weiss, dass es besser und einfacher geht, aber ich habs nicht so mit Änderungen im Workflow.

Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Eine 20% kürzere Naheinstellgrenze wäre toll (Diese liegt bei ca. 85 cm) für richtig nahe Close-Ups und wenn das 85er die Hälfte wiegen würde, wäre es auch sicher kein Fehler. Aber physikalische Gesetze lassen sich nur schwer beeinflussen und wegen der Naheinstellung bietet die K1 eigentlich genügend Megapixel, um zu croppen.

Ich warte seit langem auf eine NEW-GENERATION-LINSE im Bereich des FA 77 ltd. Nicht falsch verstehen, ich liebe das 77er und es ist sicher eines der Objektive, die ich nie verkaufen werde, aber manchmal ist Pixie-Dust einfach nicht angesagt. Für meine kommerziellen Produktionen brauche ich ein Hochleistungsobjektiv, das mit mir durch dick und dünn geht. Neutral in der Darstellung mit höchster Auflösung und verlässlichem Autofokus unter allen Licht- und Wetter-Bedingungen. Und das hat Pentax mir mit dem DFA* 85 1.4 gebaut - ohne Wenn und Aber. Keine Kompromisse in der Bildqualität. Was will man mehr.

Vielen Dank, dass ihr bis hier durchgehalten habt!

Ein großes Dankeschön geht an: Lea, Hristina, Pirlo and Thomas, für eure Zeit und Unterstützung. Ebenso an James für den Support bei der Übersetzung.

 

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