RICOH GRm

Englische Version

RICOH GRII monochrom

Schon seit Langem schaue ich ein wenig neidisch in Richtung Leica wegen der Monochrom-Varianten der M und Q Modelle. Dass ich mir bis dato keine gekauft habe, hat rein ökonomische Gründe. Besser gesagt konnte ich es meinem Bankkonto gegenüber noch nicht wirklich darlegen, warum mindestens 5.000 Euro nur wegen des Gefühls in Richtung Wetzlar fließen sollten. Also muß dieses Problem oder Verlangen nach einer Monochrom-Kamera auf einem anderen Weg gelöst werden.

Aber fangen wir ein wenig weiter vorne an, etwas abstrakter ohne dabei esoterisch zu werden.

The sad valleyDas traurige Tal - Ricoh GR IIm - ISO 100 ƒ4.5 1/350sec

Gefühl und Fotografie

Was macht es mit einem, wenn man z. B. Polaroid schießt? die Verbundenheit mit dem Bild ist unumstritten größer, als zu jeder Datei auf einer Speicherkarte - egal ob unscharf, unpräzise, verwaschene Farben, kleines Format. Ein Polaroid hat durch seine Einzigartigkeit eine besondere Anziehung, denn es ist eben nicht beliebig und unser Einfluss auf das Endergebnis ist sehr limitiert.

In der analogen Fotografie entscheidet man sich für einen bestimmten Filmtyp. Diese Entscheidung legt fest, welchen Look das fertige Bild bekommen soll (Lassen wir hier das Labor mal außen vor). Ob Schwarz-weiß oder Farbe – es gibt keinen Weg zurück. Bewusst gewählt und dann damit arbeiten müssen.

Wie es heute läuft, wissen wir alle - am besten RAW schießen, ab in den Bild-Prozessor und dann den Look machen. Am besten hat man noch VSCO oder RNI installiert, scrollt durch die Presets und wählt eins aus, steilt noch ein wenig die Kurven an, fertig. Super convenient.

Das ist gut für den Kunden, gut für den Fotografen. Alle Optionen, immer und mit allen Möglichkeiten. Das ursprüngliche Bild nur der erste Schritt in einer langen Bearbeitungskette. Bitte versteht mich nicht falsch - es nichts Verwerfliches daran und es hat uns Fotografen schon oft den Arsch gerettet, dass es möglich ist alles zu jedem Zeitpunkt noch einmal anzupassen.

Lea colorized Ricoh GR II monochrome
Lea Studio Portrait - Ricoh GR IIm - ISO 100 ƒ10 1/100sec mit GODOX Studioblitz und X-Pro P Trigger

Fotografie als Kunstform

Ich verlasse hier den kommerziellen Aspekt in der Fotografie und spreche als einer, der Fotografie als Kunstform liebt und stelle die Frage wie gut all die Errungenschaften für das Gefühl bei der Fotografie sind. Ich denke es ist notwendig mit einer visuellen Idee zu fotografieren und sich nicht einfach blind treiben zu lassen.

Es geht darum bewusst Entscheidungen zu treffen. Wenn man diese getroffen hat, fällt es einem ungleich leichter sich Bilder zu erarbeiten, da man nicht ständig an allen Parametern dreht. Und wenn diese Entscheidungen unumstößlich sind, wird dadurch ein kreativer Prozess eher gestartet, als verhindert.

Bei den monochromen Leicas ist die Entscheidung ob farbig oder schwarz-weiß bereits getroffen. In Silikon gebrannt, unumstößlich. HP5 oder TRI-X für immer! Der hohe Preis der Leicas macht die Entscheidung zudem noch unumstößlicher.

Lea as Marlene Ricoh GR II monochrome
Timetravel - Lea Studio Portrait - Ricoh GR IIm - ISO 100 ƒ9 1/125sec mit GODOX Studioblitz und X-Pro P Trigger

Lea colorized Ricoh GR II monochrome
Lea Langzeitbelichtung Portraits - Ricoh GR IIm - ISO 100 ƒ10 2sec mit GODOX Studioblitz und X-Pro P Trigger

Zurück zur RICOH GR

Ich habe schon lange eine GR II. Die liegt immer im Auto, passt in jede Tasche und man macht damit schnell gute Bilder. Viele Street-Fotografen lieben sie, weil sie praktisch unsichtbar ist. Schon vor ein paar Jahren dachte ich mir, wie cool wohl eine monochrome GR sein würde und dass sich so eine GR mit Sicherheit wie warme Semmeln verkaufen würde. Ich habe lose Kontakte zu Ricoh/Pentax und habe die Idee in mehr als einem Gespräch mit Mitarbeitern auf den Tisch gebracht. Die Idee war natürlich nicht neu und ich sicher nicht der einzige, der die Idee einer monochromen GR hatte. Das Problem war zu dieser Zeit, dass es die Monochrom-Chips nicht in Großserie gab - ob es diese heute gibt, weiß ich nicht. In jedem Fall habe ich die Idee von einer monochromen GR erst einmal zur Seite geschoben.

Zebras in German forest
Zebras in German forest - Ricoh GR IIm - ISO 100 ƒ3.5 1/80sec

Zeit zog ins Land und ein Freund von mir fing an Kameras, in einem selbst entwickelten Prozess zu debayern (Debayering Demystified by Craig Stark). Dabei werden die Mikrolinsen auf den Kamera-Sensoren entfernt und die Kamera ist im Anschluss nicht mehr in der Lage Farben zu sehen. Ich wurde sehr schnell hellhörig und die monochrome GR war sofort wieder präsent. Ich fragte ihn ob er meine GR II umbauen kann. Er war zuerst unsicher, wagte sich dann aber an das Projekt. Die Kamera ging per Kurier nach Lithauen und nach 2 Wochen hatte ich sie wieder. Die Operation war erfolgreich und ich denke das meine GR nun evtl. die einzige oder eine von sehr, sehr wenigen echten monochrom GR Kameras ist.

Das Resultat ist absolut überzeugend, und bevor wir zu den technischen Aspekten kommen, kommen wir zu den emotionalen - dem "Gefühl". Meine GR ist nun das, was sicherlich fast das Minimum angeht, was eine Kamera heutzutage an Ausstattung hat. Ein fixes 18 mm Objektiv mit einem Sensor im APS-C Format. Keine Farbe, keine Bildstile. Gerade diese Reduktion macht sie nun so wertvoll für mich. Die Entscheidung welcher "Film" und welches Objektiv sind irreversibel getroffen. Willkommen Kreativität!

Die Technik (kein Deep-Dive)

Von technischer Seite, durch den Wegfall der Mikrolinsen wird das Auflösungsvermögen des Sensors gesteigert. In Zahlen ist der Unterschied ungefähr so, wie wenn man eine Pentax-K1 mit und ohne PixelShift miteinander vergleicht. Man bekommt sozusagen eine Pixelshiftaufnahme mit nur einer statt 4 Belichtungen, die miteinander verrechnet werden. Das Objektiv der GR löst das locker auf.

Die Kamera sieht mehr Licht als zuvor. Die Kamera geht bei der Belichtungsberechnung allerdings noch von den Werten aus, mit denen sie als Farbkamera die Belichtung eingestellt hat. Das führt dazu, dass sie nun tendenziell unterbelichtet. Je nach Situation muss man mehr oder weniger mit der Belichtungskompensation eingreifen.

Das Farbrauschen entfällt komplett, wie soll es auch vorhanden sein, wenn die Kamera keine Farbe mehr sieht. Das Luminanzrauschen ist sehr organisch, fast film-like. Etwas, das mir schon bei den monochromen Leicas gefallen hat. Man kann es bewusst als Stilmittel einsetzen. Klar gehen Details verloren, aber man kann mit der GR guten Gewissens mit maximaler ISO Einstellung von 25.000 fotografieren und hat danach kein Ameisenrennen bei Nacht auf der Speicherkarte.

The sad valley

The meaningful tree
Tree - Ricoh GR IIm - ISO 100 ƒ2.8 1/100sec

Um das Maximum aus den Dateien herauszuholen, sollte man in jedem Fall RAW fotografieren. Im Anschluss empfiehlt es sich die Dateien mit monochrome2DNG zu konvertieren. Obwohl die Bilder aus der GR monochrom sind, weiß die Kamera das nicht und Lightroom auch nicht und startet daraufhin beim Import den Debayering-Prozess. Bei den gewandelten DNG Dateien passiert das nicht mehr. Fotografiert man im JPG-Format, sollte man die Kamera auch softwareseitig auf schwarz-weiß stellen, da die Bilder sonst abhängig von der ausgewählten Weißtemperatur, eingefärbt werden. Das JPG Format ist allerdings nicht zu empfehlen, da praktisch alle Vorteile im Bereich der Bildqualität durch die JPG Kompression verloren gehen und die Kamera immer ein Debayering durchführt.

GR II Sensor debayered
Mein GR Sensor nach der Spezialbehandlung.

Und jetzt?

Der Monochrom-Umbau hat meiner alten GR neues Leben eingehaucht. Es ist fantastisch mit ihr unterwegs zu sein und die maximale Reduktion macht sie für mich wertvoller, als sie zuvor jemals war. Ich persönlich fand den Umbau einer GR viel reizvoller als den einer K1 oder irgendeiner anderen Kamera mit Wechseloptiken. Das Konzept funktioniert für mich zu 100% und ich bin überzeugt, dass eine GRm mit Sicherheit viele Freunde finden würde. Go for it Ricoh!

RICOH GRm - wer braucht schon eine Leica Monochrom...


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